Was ist Alopezie und welche Arten gibt es?
Alopezie ist eine Erkrankung, bei der Haare schneller ausfallen als nachwachsen. Dies führt schließlich zu einer deutlichen Ausdünnung oder zum vollständigen Verlust des Haares in einem bestimmten Bereich. Am häufigsten ist die Kopfhaut betroffen, aber auch Augenbrauen, Wimpern oder Bart können betroffen sein.
Die Ursache können verschiedene Faktoren sein:
genetische Faktoren (am häufigsten androgenetische Alopezie),
gesundheitliche Probleme (z. B. Autoimmunerkrankungen, hormonelle Ungleichgewichte) und
äußere Faktoren (Stress, Nährstoffmangel, Nebenwirkungen von Medikamenten).
Je nach Art der Alopezie kann sie reversibel sein (das Haar wächst nach) oder dauerhaft sein und andere medizinische oder ästhetische Lösungen erfordern.
Arten von Haarausfall
Männlicher Haarausfall
Diese Art von Haarausfall tritt bei kaukasischen Männern mit Abstand am häufigsten auf. Bei schwarzen Männern ist Haarausfall deutlich seltener und bei Asiaten sogar noch seltener.
Der Haarausfall beginnt oft fast unmerklich – mit leicht zurückweichendem Haaransatz. Anschließend beginnt sich das Haar am Scheitel auszudünnen. In diesen Bereichen werden fleckige Haare sichtbar. Das Haar selbst verändert wiederum seine Struktur von einem dicken zu einem dünneren Schaft – dies hängt mit der Verkleinerung der Haarfollikel zusammen. In den folgenden Stadien kommt es in der Regel zu noch stärker zurückweichendem Haaransatz, noch stärkerer Ausdünnung am Scheitel und infolgedessen zu einer „Hufeisenform“ des verbleibenden Haares am Hinterkopf, von Ohr zu Ohr. Dieser Prozess verläuft bei verschiedenen Männern unterschiedlich. Bei manchen dauert er 10 Jahre, bei anderen 40.
Die ersten Anzeichen einer androgenetischen Alopezie können bereits in der Adoleszenz sichtbar werden, da während der Pubertät Androgene ausgeschüttet werden. Das dominierende Hormon ist Testosteron.
Die Genetik entscheidet
Haarausfall in Form von androgenetischer Alopezie tritt nur bei genetischer Veranlagung auf. Wenn Haarfollikel empfindlich auf Androgene reagieren, verkleinern sie sich und fallen schließlich aus.
Die genetische Veranlagung für androgenetische Alopezie kann sowohl väterlich als auch mütterlich vererbt werden.
Das Hormon Dihydrotestosteron, ein Derivat des männlichen Hormons Testosteron, ist für den Haarausfall verantwortlich. Testosteron wird durch das Enzym 5-Alpha-Reduktase, das in den Talgdrüsen in der Nähe der Haarfollikel vorkommt, in DHT umgewandelt. In genetisch anfälligen Haarfollikeln bindet Dihydrotestosteron dann an den Androgenrezeptor, und der entstehende Hormon-Rezeptor-Komplex aktiviert den Prozess der Haarfollikel-Miniaturisierung. Die Anagenphase verkürzt sich, und schließlich fällt das Haar aus. Androgenetische Alopezie ist fortschreitend – das Haar wird zunehmend dünner und spärlicher und fällt schließlich vollständig aus.
Es ist erwähnenswert, dass die Testosteronmenge im Blut nicht erhöht sein muss, um Haarausfall zu verursachen. Der Testosteronspiegel ist in den Haarfollikeln kodiert, die empfindlich auf DHT reagieren.
Androgenetische Alopezie vom weiblichen Typ
Wie Männer betrifft die androgenetische Alopezie leider auch Frauen. Schätzungsweise erkrankt fast die Hälfte aller kaukasischen Frauen im Laufe ihres Lebens an dieser Krankheit.
Der Prozess der Haarfollikel-Deminiaturisierung verläuft identisch mit dem bei Männern. Das für diesen Haarausfall verantwortliche Hormon ist Dihydrotestosteron, ein Derivat des männlichen Hormons Testosteron. Obwohl Frauen von Natur aus weniger Testosteron haben als Männer, reicht diese Menge oft aus, wenn eine genetische Veranlagung für androgenetische Alopezie vorliegt.
Testosteron wird durch das Enzym 5-Alpha-Reduktase, das in den Talgdrüsen in der Nähe der Haarfollikel vorkommt, in DHT umgewandelt. In anfälligen Haarfollikeln bindet Dihydrotestosteron dann an den Androgenrezeptor, und der entstehende Hormon-Rezeptor-Komplex aktiviert Gene, die für die Miniaturisierung der Haarfollikel verantwortlich sind. Dies verkürzt die Anagenphase und führt schließlich zur Kahlheit. Dies ist ein fortschreitender Prozess.
Ein Unterschied zeigt sich jedoch im Haarausfallmuster von Frauen mit androgenetischer Alopezie. Die Ludwig-Klassifikation dient zur Beurteilung des Schweregrads der Haarausdünnung. Ein seltener Fall bei Frauen ist die Alopezie, die durch zurückweichende Haarlinien gekennzeichnet ist.
Auch hier ist Zeit entscheidend. Es gibt bereits bewährte und erforschte Methoden zur Bekämpfung der androgenetischen Alopezie, aber der Zeitpunkt der Behandlung ist entscheidend. Je früher androgenetische Alopezie diagnostiziert wird, desto bessere Ergebnisse sind zu erwarten.
Diffuse Alopezie – Telogen-Effluvium
Telogenes Effluvium kann in zwei Formen auftreten: akut und chronisch.
Ursache
Sowohl beim akuten als auch beim chronischen Telogeneffluvium ist die häufigste Ursache für Haarausfall ein entzündlicher Faktor, der sich mehrere Monate vor dem sichtbaren Haarausfall entwickelt.
Diese Faktoren können vielfältig sein: Stress, hohes Fieber, Operationen unter Narkose, eine eingeschränkte Ernährung, Schilddrüsenerkrankungen, Anämie, Diabetes und andere.
Der Name „Telogenes Effluvium“ bedeutet, dass Haare aufgrund eines bestimmten Reizes von der Anagenphase in die Telogenphase übergehen und dann innerhalb kurzer Zeit ausfallen.
Verlauf
Telogenes Effluvium äußert sich in diffusem Haarausfall auf der gesamten Kopfhaut. Es kann entweder plötzlich – kurzfristig – oder chronisch auftreten.
Das Wichtigste ist eine genaue Diagnose und die Einleitung einer geeigneten Behandlung, sowohl für die Ursache als auch für die lokale Behandlung.
Alopecia areata
Schätzungsweise sind bis zu 0,1 % der Bevölkerung von dieser Form des Haarausfalls betroffen, was etwa 4 Millionen Menschen weltweit entspricht. Alopecia areata betrifft Erwachsene jeden Geschlechts sowie Kinder. Sie kann sich schleichend entwickeln oder in einer Form persistieren. Die Diagnose ist in der Regel unkompliziert, andere Erkrankungen müssen jedoch ausgeschlossen werden.
Ursache
Die Ursache der Erkrankung ist noch unbekannt und nicht vollständig geklärt. Wissenschaftler gehen jedoch von einer Autoimmunerkrankung als auslösendem Faktor und möglicherweise auch von genetischen Faktoren aus. Neuere Forschungen zeigen deutlich, dass mehrere Faktoren den Ausbruch der Erkrankung bestimmen.
Verlauf
Bei Alopecia areata erkennt der Körper Haarfollikel als „fremd“ und greift sie effektiv an. Häufig wird berichtet, dass Betroffene auch an anderen Autoimmunerkrankungen wie Vitiligo, Schilddrüsenerkrankungen, rheumatoider Arthritis und anderen leiden. Dies ist jedoch keine Regel, und Betroffene können völlig gesund sein und keine weiteren Symptome aufweisen.
Es gibt drei Arten von Alopecia areata:
Alopecia areata – die häufigste Form, bei der die Kopfhaut fleckenweise (charakteristische „Flecken“ unterschiedlichen Durchmessers) Haare verliert;
Alopecia totalis – eine fortgeschrittene Form der Alopecia areata, bei der der gesamte Kopf haarlos ist;
Alopecia universalis – Haarausfall am gesamten Körper, die fortgeschrittenste Form der Alopecia areata.
Manche Betroffene leiden unter Schmerzen, Brennen oder Juckreiz auf der Kopfhaut. Andere verspüren überhaupt keine Symptome.
Prognose
Der Verlauf der Alopecia areata lässt sich leider nicht vorhersagen. Bei vielen Betroffenen endet die Prognose mit einer fokalen Alopecia areata. Bei anderen entwickelt sich die Erkrankung zu einer fortgeschritteneren Form, wie z. B. Alopecia totalis oder universalis.
Wichtig ist, dass die Haarfollikel bei dieser Erkrankung nicht dauerhaft geschädigt werden und unabhängig von der Dauer der Erkrankung immer die Chance auf vollständiges Nachwachsen besteht. Remissionen bei Alopecia areata sind am häufigsten. Menschen, deren Alopecia areata bereits in der frühen Kindheit begann, haben ebenfalls eine schlechtere Prognose.
Behandlung
Die Dermatologie verfolgt einen zweigleisigen Ansatz zur Behandlung von Alopecia areata.
Häufig wird eine alleinige Beobachtung empfohlen, da sich die Erkrankung oft spontan zurückbildet (bei etwa 70 % der Patienten innerhalb eines Jahres nach Ausbruch der Erkrankung).
Falls eine Behandlung beschlossen wird, umfassen die gängigsten Behandlungsmethoden Kortikosteroide, Mesotherapie, topische Mittel zur Induktion von Hauthyperämie, Phototherapie und andere. Die besten Ergebnisse werden bei Alopecia areata erzielt, bei der nur kleine Bereiche der Kopfhaut betroffen sind. Die Dauerhaftigkeit der Behandlungseffekte oder ihre Wiederholbarkeit ist individuell.

Andere Ursachen für Haarausfall
Haarausfall kann viele Ursachen haben, von Nährstoffmangel und Stress bis hin zu Autoimmunerkrankungen unbekannter Herkunft. Die häufigsten sind androgenetische Alopezie, Telogen-Effluvium und Alopecia areata. Es gibt jedoch auch andere Krankheiten oder Faktoren, die übermäßigen Haarausfall verursachen können.
Traktionsalopezie
Dieser Begriff bezeichnet eine Alopezie, die zu einer dauerhaften und oft irreversiblen Zerstörung der Haarfollikel führt. Die Erkrankung ist manchmal angeboren, kann aber auch durch Traumata wie Wunden, Strahlung, Verbrennungen, Verätzungen, Erfrierungen, schwere Entzündungen oder Infektionen entstehen.
Traktionsalopezie
Diese Art der Alopezie wird meist durch eine falsche Frisur verursacht. Sie tritt beispielsweise häufig bei Frauen mit dünnen, kopfnahen Zöpfen oder durch das Tragen von Haarverlängerungen über einen längeren Zeitraum auf.
Bei dieser Art der Alopezie werden die Haarfollikel ständig gereizt, was letztendlich zu Haarausfall führt. Eine frühzeitige Diagnose bietet volle Heilungschancen und die Chance auf Haarwachstum.
Chemotherapie
Haarausfall durch Chemotherapie ist ein normaler Prozess und in der Regel unmittelbar nach Abschluss der Behandlung reversibel. Die Art des Haarausfalls während einer Chemotherapie hängt von der Art des Zytostatikums, der Dosis und den individuellen Veranlagungen des Patienten ab.
Zytostatika wirken sich auf sich schnell teilende Zellen im gesamten Körper aus und greifen daher auch die Haare an, von denen sich 90 % in der Anagenphase, der Wachstumsphase, befinden (die Zellen vermehren sich ständig, und die Haare wachsen täglich).
Trichotillomanie
Eine psychische Störung. Sie beinhaltet das gewohnheitsmäßige Ausreißen von Haaren aus der Kopfhaut, oft auch von Augenbrauen und Wimpern. Die Störung manifestiert sich am häufigsten bei Kindern und Jugendlichen. Sie wird durch psychische Störungen oder Stress verursacht, und Haareausreißen ist eine Form des Stressabbaus.
Das Haareausreißen geschieht oft unbewusst. In den meisten Fällen heilt die Trichotillomanie spontan aus, manchmal kann jedoch ein Besuch bei einem Psychologen und eine Therapie notwendig sein.
Seborrhoische Dermatitis
Dies ist eine hormonelle Erkrankung, die vorübergehenden Haarausfall verursachen kann. Die Erkrankung geht mit einer Entzündung der Haut einher, die durch eine übermäßige Talgsekretion der Talgdrüsen in der Nähe der Haarfollikel verursacht wird.
Bei einer seborrhoischen Dermatitis der Kopfhaut degeneriert der Haarfollikel nicht.
Haarausfall und Wechseljahre
Haarausfall in den Wechseljahren ist mit hormonellen Veränderungen im Körper der Frau verbunden. Der Östrogenspiegel sinkt, was zu einer verkürzten Haarwachstumsphase beiträgt. Auch die Haarstruktur verändert sich – aufgrund hormoneller Ungleichgewichte wirken Androgene stärker auf das Haar in den Wechseljahren, was zu einer Verringerung des Haarschaftdurchmessers und einem Verlust des Glanzes führt. Das Haar kann außerdem brüchiger werden und benötigt mehr Aufmerksamkeit und Pflege.
Haarausfall nach der Schwangerschaft
Haarausfall bei jungen Müttern ist ein rein physiologischer Prozess. Der Östrogenspiegel steigt während der Schwangerschaft an. Die Haarwachstumsphase verlängert sich, und Haare fallen praktisch nicht aus – weder beim Bürsten noch beim Waschen. Der ungewöhnlich erhöhte Östrogenspiegel sinkt jedoch nach der Geburt, und zwischen dem dritten und sechsten Monat nach der Entbindung nimmt der Haarausfall deutlich zu. Haare, die während der Schwangerschaft nicht ausgefallen sind, fallen fast gleichzeitig aus, was den übermäßigen Haarausfall verstärkt. Etwa ein Jahr nach der Geburt des Kindes sollte sich der Zustand jedoch wieder normalisieren.
Haarausfall beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS)
Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist eine endokrine Erkrankung, von der etwa 15 % der Frauen betroffen sind. Sie äußert sich in Menstruationszyklusstörungen und gleichzeitigen Fruchtbarkeitsproblemen, Übergewicht und häufig übermäßigem Haarwuchs. Hyperandrogenismus, ein Hauptmerkmal des PCOS, trägt zu Letzterem bei. Er verursacht Kahlheit am Scheitel – ein typisches Muster für androgenetische Alopezie. Eine regelmäßige Kontrolle Ihres Gesundheitszustands durch einen Gynäkologen und Endokrinologen ist unerlässlich.




